Verifizierte Konten bei Myfxbook und Co. – Nur eine trügerische Sicherheit?

Fazit: Wenn man Myfxbook und Co. für das nutzt, wofür sie entwickelt wurden, sind sie hervorragende Analysewerkzeuge für die eigenen Handelskonten und -aktivitäten. Als Kaufentscheidung für ein angebotenes Handelssystem, einen Expert Advisor oder das Social-Trading sind sie hingegen denkbar ungeeignet.

Hinweis: Im Folgenden verwende ich den Begriff Myfxbook als Sammelbegriff für alle ähnlichen Analysetools.

Was ist Myfxbook?

Jedenfalls nicht das, was sich die meisten Trader darunter vorstellen: Denn es ist definitiv kein Tool, mit dem man überprüfen kann, ob ein EA/Signal-Anbieter seriös ist oder seine Strategie funktioniert!
Myfxbook wurde ursprünglich als Analysetool für Handelskonten entwickelt. Es bietet eine Vielzahl von Kennzahlen und Informationen. Für das eigene Handelskonto bietet Myfxbook damit komfortable und unschätzbare Analysemöglichkeiten. Um das Analysetool herum wurden dann im Laufe der Zeit einige weitere Funktionen gebaut.

Leider kamen auch „clevere“ Verkäufer schnell auf die glorreiche Idee, dieses Tool für ihre Verkaufszwecke zu nutzen. Und genauso schnell haben sie herausgefunden, wie man die Ergebnisse von Myfxbook manipulieren kann.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Myfxbook ist ein tolles Analysetool und wenn es nicht schon existieren würde, müsste es unbedingt entwickelt werden. Wenn ich im Folgenden von Manipulation spreche, dann ist das keinesfalls die Schuld von Myfxbook. Die Schuld liegt einzig und allein bei gewissenlosen Geschäftemachern und manchmal sogar bei den Tradern selbst.

Etwas Grundsätzliches vorweg:
Myfxbook prüft nur 2 Dinge. Erstens, ob das Konto bei dem vom Anbieter angegebenen Broker existiert und zweitens, ob der Anbieter mit diesem Konto handelt. Nicht mehr und nicht weniger bedeutet die Verifizierung des Accounts bei Myfxbook. Es wird also weder die Handelsstrategie überprüft, noch die Seriosität des Anbieters etc. Das sollte man sich immer vor Augen halten!

Manipulationsmöglichkeiten bei Myfxbook

Welche Manipulationsmöglichkeiten gibt es also und vor allem: Wie kann man sich davor schützen?

Die Myfxbook-Statistiken können auf drei Ebenen manipuliert werden:

Broker / Anbieter / Trader

Manipulation auf Broker-Ebene

Angenommen, ein Broker (ich nenne ihn XYZ) kommt auf die Idee, fiktive Konten auf seinem Server einzurichten. So kann XYZ sehr schnell überdurchschnittlich gut „performende“ Konten mit langer Historie vorweisen. Die anschließende Registrierung und Verifizierung bei Myfxbook unter klangvollen Namen ist eine Sache von Minuten. Dann muss man den Interessenten nur noch beibringen, dass sie diesen EA oder die Signale erhalten, wenn sie bei XYZ ein Konto eröffnen. Oder XYZ verkauft den EA / die Signale über einen Strohmann oder eine Strohfirma.
Und schon rollt der Rubel. Für XYZ natürlich.

→ Achte auf den aufgelisteten Broker. Wie ist sein Ruf und ist er reguliert und wenn ja, wo? Vermeide Anbieter, die ihre Konten bei sogenannten Wald-und-Wiesen-Brokern führen.

Manipulation auf Anbieter-Ebene

Hier gibt es mehr und einfachere Manipulationsmöglichkeiten.

Eine gängige Möglichkeit ist die „Mehrkonten-Methode“:
Anbieter „Clever“ eröffnet beispielsweise 5 Konten bei seinem Broker, die er mit hohem Risiko handelt. Nach einiger Zeit registriert und verifiziert er das aus seiner Sicht spektakulärste Konto bei Myfxbook. Er gibt seinem Produkt einen tollen Namen und verkauft seinen Wunder-EA. Die anderen Broker-Accounts behält er natürlich als Backup. Denn wenn, wie zu erwarten, etwas schief geht, kann er jederzeit auf eines seiner Backup-Konten zurückgreifen. Er muss es nur wieder bei Myfxbook anmelden, verifizieren und für seinen Wunder-EA-Verkauf verwenden.

Eine weitere häufig praktizierte Möglichkeit ist die „Manipulation durch Weglassen“:
Ein Anbieter kann in seinem Myfxbook-Account festlegen, welche Daten er öffentlich zugänglich machen möchte. In der Regel wird er z.B. die aktuellen und bereits abgeschlossenen Trades abwählen. Das ist verständlich, denn eine Veröffentlichung würde der Konkurrenz zu viel Einblick in seine Strategie geben. Damit ist aber der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Er könnte nun z.B. mit einigen sehr riskanten Trades sein Ergebnis in die Höhe treiben und ansonsten mit angezogener Handbremse weiter handeln. Du als Interessent siehst dann ein Top-Ergebnis, kannst aber nicht erkennen, dass der Anbieter dies nur mit einem zwischenzeitlich extrem hohen Risiko erreicht hat.
Beliebt” ist es auch, Trades im Verlust einfach nicht zu schließen. So tauchen sie auch nicht in der Statistik auf. Früher oder später ruinieren diese Trades aber das Konto. Je später das aber passiert, desto mehr Leute sind dann schon darauf hereingefallen und haben ihr Geld verloren.

Auch die „Manipulation durch Ein-/Auszahlungen“ wird häufig praktiziert:
Damit kann ein Anbieter direkt den Wert „Gain“ positiv beeinflussen, auf den viele Interessenten leider zu sehr schauen. Wenn schon, dann solltest du dich auf die Kennzahl „Abs.Gain“ konzentrieren.

Noch eine (besonders hinterhältige) Möglichkeit:
Manche Anbieter verkaufen dem Kunden einen Expert Advisor mit einem Standard-Setup, das er dann selbst testen und optimieren kann.
Bei einem solchen Angebot sollte man sich folgende Fragen stellen:
Wenn der EA so gut performt, warum überlässt der Anbieter dir dann nicht sein funktionierendes Setup?
Die Optimierung eines EAs ist eine Wissenschaft für sich, die weit über den Einsatz z.B. des bekannten MT4/5 Strategietesters hinausgeht. Hast du das mathematische Wissen dafür und traust du dir das wirklich zu?

→ Wenn der Anbieter seine bisherigen Trades veröffentlicht, schau dir diese genau an und achte auf Ungereimtheiten. Versuche auch, diese Trades mit der vom Anbieter beschriebenen Handelsstrategie zu vergleichen.
→ Wenn du diese Informationen nicht hast, benutze eine Testversion des Handelssystems. Das ist auf jeden Fall die beste Variante.
→ Vermeide grundsätzlich EA’s/Handelssysteme, die du noch selbst optimieren musst!

Manipulation auf der Trader-Ebene

Auf dieser Ebene bezeichne ich die Manipulation eher als Selbsttäuschung.
Zwei Punkte sollen dies verdeutlichen:
Myfxbook bietet eine Vielzahl von Statistiken und Kennzahlen. Hand aufs Herz: Wüsstest du auf Anhieb, welche Handvoll Daten davon für dich als Trader überlebenswichtig sein können und welche du eher vernachlässigen kannst oder sogar solltest? Nein? Dann willkommen im Club der 99%, die es auch nicht wissen. Das soll kein Vorwurf sein. Nicht umsonst gibt es Finanzexperten, die dafür jahrelang ausgebildet wurden. Aber eine Frage sei erlaubt: Wie soll ein Trader die ganz wenigen guten von den schlechten Anbietern unterscheiden, wenn er diese Grundlagen nicht beherrscht?
Der zweite Punkt ergibt sich aus dem ersten: Die meisten Trader schauen bei Myfxbook nur auf die Performance-Kennzahlen und allenfalls noch auf den Drawdown (DD). Aber auch der DD wird schnell „übersehen“, wenn die Performance in den Augen des Traders stimmt. Und wann stimmt sie? Wenn sie überdurchschnittlich ist. Es ist eine Eigenschaft des menschlichen Verhaltens, sich das Positive herauszupicken oder gar schönzureden und das Negative auszublenden. Unbequeme Fakten, die uns im Weg stehen, blenden wir eben gerne aus. Aber gerade diese entscheiden oft über Gewinn oder Verlust im Handel!

Fazit

Als Analysetools sind Myfxbook und Co. für dich als Trader von unschätzbarem Wert. Sie erleichtern dir das Leben enorm. Du solltest sie aber niemals leichtgläubig und ohne kritisches Hinterfragen als Kaufentscheidung für ein Produkt (EA, Signaldienst, Social Trading, etc.) verwenden! Das dürfte in den allermeisten Fällen böse enden.

 

Update:

„Aber es ist doch besser, einen verifizierten Account bei Myfxbook zu haben, als gar keinen oder nur statistische Daten!“
Diese Bemerkung höre ich oft. Und sie wird dadurch nicht richtiger.
Das einzige, was ein vollständig verifiziertes Myfxbook-Konto beweist, ist, dass dieses Konto beim angegebenen Broker existiert und dass der Ersteller auch mit diesem Broker-Konto handelt.
Mehr nicht!
Noch einmal in aller Deutlichkeit: Nur die oben genannten Aspekte können von Myfxbook verifiziert werden. Alles andere liegt in der Hand des Erstellers/Brokers! Ob er auf dem Myfxbook-Account mit seinem Wunder-EA tradet oder manuell oder nur anderen Tradern folgt, mit welchem Risiko er tatsächlich tradet usw.; all das steht in den Sternen. Oder im Gewissen des Anbieters.
Verifizierte Myfxbook-Accounts suggerieren in dieser Hinsicht also eine äußerst trügerische Seriosität, die sie objektiv gar nicht bieten können.

„Aber wenn ein Myfxbook-Account existiert, kann ich doch meine eigenen Ergebnisse damit vergleichen.“
Das ist nur dann richtig, wenn du denselben Broker wie der Anbieter nutzt. Aber selbst dann wird es Unterschiede in den Ergebnissen geben. Ihr könnt z.B. verschiedene Kontotypen verwenden, eure Signalzeiten werden sich unterscheiden, ihr tradet mit unterschiedlichem Risiko, …
Und wenn man sein Konto bei einem anderen Broker hat, wird ein Vergleich kaum möglich sein.

Meine Meinung: Beide oben genannten „Argumente“ sind reine Verkaufstricks meist unseriöser Anbieter. Denn sie halten einer objektiven Bewertung keinesfalls stand.

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